[a]live: promotion » » Die Provinz lockt!

Die Provinz lockt!

Crushing Caspars Dragensdorf (9)Dragensdorf Rockt! auch 2010

11.06.2010 [red] Der erste Tag Dragensdorf Rockt. Sonnenschein. Festivalbesucher, die sich mit dem – seit dem Highfield – legendären „Helga“-Ruf warmschreien. Hier und da noch vereinzelt mit dem Zeltaufbau Kämpfende. Schlachten mit Wasserpistolen.  Der Rest genießt die Ruhe vor dem Sturm. Und ein Sturm sollte nahen. Eine steife Brise Rock, Punk und Hardcore. Das Festivalteam rund um Organisator Bernd Greiling hat sich auch in diesem Jahr nicht lumpen lassen und mit Dritte Wahl und Crushing Caspars für den Festivalauftakt zwei ordentliche Headliner aus dem hohen Norden verpflichtet. So ruhig es bei den Festivalbesuchern zugeht, so entspannt ist es auch auf dem Platz. Keine Spur von Hektik. Hier stimmt alles. Hier steht alles. Eine Open Air-Bühne mit feinster Lichttechnik, umgeben von Wald und Wiesen. Ein feines Line Up. Und himmlisches Wetter – wenn die lästigen Mücken nicht wären.

Gegen 19 Uhr spürt man ein laues Lüftchen, es kündigt sich etwas an. Musikalisch versteht sich. Noch etwas lau. So schnell lassen sich die Leute dann doch nicht von ihrem Platz an der Sonne hin zur Bühne locken. Zu verlockend scheint im Moment noch das Fußbad im mitgebrachten Kinderplanschbecken zu sein. Wo die überdimensionale Luftmatratze in dem kleinen Pool schwimmen soll, entzieht sich dabei allerdings meiner Vorstellungskraft. Egal. Hauptsache bunt, laut und spaßig. Die Gruppe Zwickauer gegenüber unserem Zelt scheint, bis auf einen Minifernseher, an alles gedacht zu haben. Festivalerprobte Bande. Da der Spaß auf dem Zeltplatz noch zu überwiegen scheint, müssen die ersten beiden Bands SpeedBottles und Black Tank noch vor Grashalmen spielen. Das Publikum übt sich in Zurückhaltung. Gerockt werden kann später, wenn die Temperaturen milder sind. „Loud, mean, fast and dirty“ sollte es bei den SpeedBottles werden. Doch der Funke springt mangels Interesse nicht über. Das gleiche Schicksal teilen die Düsseldorfer Metaler von Black Tank. Mit ihrer Mischung aus Heavy Metal, Rock und Punk können auch sie noch nicht punkten. Das liegt unter Umständen auch daran, dass ihr Sound bisweilen ein wenig angestaubt klingt. Es liegt dabei nicht an ihrem Können oder mangelndem Druck im Spiel – sie orientieren sich an Vorbildern wie Mötley Crue, Rammstein oder Motörhead – und das hört man auch. Vielleicht hat man schon zu viele Bands mit genau diesen Einflüssen gehört, so dass es nicht frisch und innovativ klingt. Sondern eben nur wie „auch“. Die Bühnenshow indes ist nicht zu verachten. Keine Frage. Da lebt jemand seine Songs.

Mit alten – und von der Dragensdorf Rockt-Crew sehr lieb gewonnenen – Bekannten kommt das Festival dann schließlich richtig ins Rollen. Das finnische Duo Black Magic Six hat Feuer im Arsch. Es gibt sie zwar erst seit vier Jahren, doch sie wirken wie alte Hasen. Das Duo agiert on Stage, als säße ihm der Teufel persönlich im Nacken. Die Finnen spielen um ihr Leben. Eine Show auf Speed. Allein die Performance an den Drums ist der Wahnsinn. Hier gibt es die erste – verdiente – Zugabe. Und plötzlich laufen verdammt viele auf dem Platz mit einem Bandshirt der Black Magic Six herum. Der Teufelsrock kommt an.

Als die Sonne untergeht wird es lauter, härter und man spürt eindeutig mehr Seegang. Die Crushing Caspars lassen den Circle Pit explodieren. „Ihr wollt schneller? Könnt ihr auch schneller tanzen?“ Baltic Sea Hardcore, kernige Sprüche und die pure Spielfreude lassen den Platz vor der Bühne wie einen mittleren Ameisenhaufen wirken. Die Rostocker sind seit 20 Jahren dabei, aber man merkt es ihnen ehrlich nicht an. Keine Routine. Sie ballern, was das Zeug hält. Eine Liveband par excellence. Die perfekte Vorbereitung auf Dritte Wahl. Das Trio um Frontmann Gunnar spielt zwar auch schon in der 40er-Liga, aber sie könnten so manch junger Punkband noch was vormachen. Zwischenzeitlich meint man, eine lila Kuh fliegen zu sehen. Die ebenfalls aus Rostock stammenden Old School-Punker spielen eine hübsche Mischung alter und neuer Songs. Selbst wenn man Dritte Wahl vorher nicht kannte, muss man mitgehen, lachen und tanzen. Die „Jungs“ spielen noch richtig blödelige Nummern zwischen ernsthaften Songs. Sie beschimpfen sich gegenseitig. Und holen schon mal einen alten Bekannten aus dem Publikum rauf auf die Bühne, damit ein anderer Dinosaurier – man ist nun mal über 40 – sein Tanzbein für die Meute schwingt. Chapeau.

Am Samstag wird es Schwarz. Dann werden Equilibrium, End of Green, Schock und meine Favoriten Coppelius erwartet. Sieben Bands werden den zweiten Tag des Open Airs dominieren. Und man wünscht sich schon jetzt, dass das Dragensdorf Rockt auch 2011 eine Fortsetzung finden wird. Während ich diese Zeilen hier tippe, kommt die Sonne herausgekrochen und verspricht einen schönen Nachmittag, der gegen 16.15 Uhr mit Blackest Dawn seinen Anfang nehmen wird. Akkus laden. Nochmal eine runde chillen und dann geht es wieder auf den Platz. Hatte ich schon den wirklich geilen Verkaufsstand vom Eulenhaus in Mühlhausen erzählt? Eindeutig etwas für die Mädchen! Alles selbstgemacht. Haarspangen, Handtaschen, Handytaschen, Püppchen und Döschen – ich bin mittlerweile der beste Kunde am Platz. Und die beiden Grazien, die den Stand managen und nebenbei weiter ihre Unikate fertigen, lächeln schon immer, wenn ich versuche einen „großen“ Bogen um diesen herrlichen Krimskrams zu machen. Immer wieder ohne Erfolg. Heute Nachmittag wird es eine Haarspange und vielleicht mehr.

zur Galerie


Setze doch einen Trackback auf deine Seite.


Benutzerdefinierte Suche